Sonntag, 6. Mai 2018

CASANOVA und die Sterne von Venedig

Tja, wo fängt sie an, die zauberhafte CASANOVA-Reise? Eine schwere Frage, die jeder ganz individuell und ganz anders beantworten mag. Und gerade deshalb auch eine leichte Frage, denn ich muss einfach nochmal mit meiner ersten Begegnung starten. Es muss irgendwann Anfang des letzten Jahres gewesen sein, als mich Driftwood Holly beim Skypen plötzlich fragte, ob ich seine Rohfassung von "Casanova" hören wolle. "Na klar doch", hab ich laut geantwortet, nachdem ich kurz die Luft angehalten hatte. Und ganz leise für mich hab ich gedacht: "Du kannst manchmal echt komische Fragen stellen." Natürlich war ich total gespannt – ein nagelneuer Song, ein ganz besonderer noch dazu. Nicht mehr und nicht weniger als der Titelsong für das neue Album sollte es sein. Und den wollte er einfach so preisgeben – ohne die gewohnte Konzertatmosphäre, ohne seine Geschichten drumrum und ohne die anderen Hollyfizierten, die üblicherweise dabei sind, wenn Hollys Musik live erklingt. Mal sehen, wie das wird, dachte ich mir...

Doch schon bei den ersten Tönen waren all meine Gedanken auf einen Schlag ausgelöscht. Ich hatte augenblicklich ein Kribbeln im Bauch und bewegte Bilder im Kopf. Die magische Musik von "Casanova" hat mich spontan an klassische Spinettklänge erinnert, die mich gefühlsmäßig in eine andere Welt reisen ließen. Ich sah artig getanzte Szenen in alten Palästen und lebensfrohen Karneval auf überfüllten Straßen, hatte phantasievolle Kostüme und kunstvolle Perücken vor Augen, dachte an geheimnisvolle Masken und mysteriöse Begegnungen. Und obwohl von dem Text beim ersten Hören nicht wirklich viel hängen blieb, sagte mir mein Gefühl, dass auch in diesem Lied eine ganz besondere Botschaft verschlüsselt ist. "Casanova" hat mich von Anfang an verzaubert – typisch Holly eben. Obwohl oder gerade weil dieses Lied für mich so anders war als seine bisherigen Songs, die ich auch als magisch, aber irgendwie erdiger empfunden habe.

Während die Musik noch in mir nachwirkte und ich unbewusst überlegte, ob und wie sich "Casanova" wohl mit den anderen Titeln für das neue Album arrangieren würde, war Holly schon längst bei den nächsten Ideen und Träumereien. Also nichts wie hinterher. In den darauffolgenden Monaten hat sich "Casanova" ganz ungezwungen weiterentwickelt, ist gewachsen, gereift und flügge geworden. Bei den Konzerten im Sommer war der Song dann erstmals live zu hören. Und, oh Wunder, wie von selbst hat er sich dabei in Hollys Fabellieder eingereiht. Wie von selbst haben sich auch die passenden Geschichten zu "Casanova" gefunden – auf Kirstens und Hollys Hochzeitsreise nach Venedig, in den immer konkreter werdenden Vorbereitungen für das neue Album. Und auch die Botschaft des Titels wurde für mich klar: "I'm part of your tribe and I make love to this live..."

Es gibt Menschen, die kommen in unser Leben und lassen unsere Seele tanzen. Sie berühren uns mit ihrer Sicht der Dinge und wecken unsere Sinne für die feinen Weisheiten. Sie lassen unsere Welt heller strahlen, hinterlassen Spuren in unseren Herzen und wir sind niemals wieder wie vorher. Driftwood Holly ist so einer – das klingt groß, aber genauso habe ich es selbst erfahren. Meine erste Bekanntschaft mit "Casanova" ist für mich nur eines dieser typischen Holly-Erlebnisse.

Dabei hat uns der Wirbelwind vom Yukon noch viel mehr zu singen, zu erzählen und zu sagen. Das gilt Musikern wie Musikfreunden gleichermaßen. Kein Wunder also, dass Holly sich die Musiker seiner Band – Pavel Osvald, Jäcki Reznicek, Basti Reznicek und Adrian Dehn – zwar nicht direkt gesucht hat, aber sie sich doch gefunden haben. Weil es genau so sein sollte. Zusammen haben sie noch viel mehr zu erleben, zu spielen und zu zaubern. Vermutlich ist das einer der Gründe, weshalb diese Crew immer noch mehr Musiker anzieht und immer noch mehr Menschen hollyfiziert.

Was da so alles passieren kann, hat sich unter anderem beim "Casanova"-Crowdfunding gezeigt. Es war der Griff nach den Sternen, wie Holly selbst einmal über das Projekt gesagt hat. Doch wenn die Musiker und ihre Lieder so viele berühren, fassen auch andere Menschen mit zu, um gemeinsam die Funkelsterne vom Musikhimmel zu holen und auf dem Album leuchten zu lassen. Wie sehr sich diese Anstrengungen lohnen, wie sehr sich die Musiker und zahlreiche andere Beteiligte in dieses Projekt hineinknien, ist mir vor allem in den Momenten vor Ort – bei der Studioarbeit in Venedig, beim Drumherum in der Band-WG, bei nächtelangen Proben und Sessions, bei vielen Überlegungen und Gesprächen – klar geworden.

Dass Holly für dieses Projekt einmal mehr ungewohnte Wege geht, dürfte Eingeweihte eigentlich nicht mehr überraschen. Seien es die Private Lessons mit den Bandmitgliedern, die fliegenden Konzerte in der Oberwiesenthaler Schwebebahn, die Kickstarter-Liveübertragungen aus dem Yukon oder die diversen musikalischen Gäste auf dem Album. Und natürlich hat er noch nicht alle Überraschungen preisgegeben. Es bleibt also – wie so oft bei Driftwood Holly – alles sehr spannend und irgendwie aufregend.

Abseits der kommerziellen Musikindustrie eigene Wege zu finden und zu gehen, ist garantiert nicht einfach. Aber wer hat schon gesagt, dass ein Musikerleben einfach wäre... Leicht verdauliche und massenkompatible Ware gibt es hier nicht. Dafür jede Menge gute Energien und Inspiration für das eigene Leben. Dabei sollte man sich natürlich trauen, über sich selbst und seine Träume nachzudenken. Sich auf ungewohnte Fragen und andere Sichtweisen einzulassen, macht das Ganze aber eben auch so einzigartig. Und es lohnt sich auf jeden Fall – wegen der magischen Musikerlebnisse und wegen der mitunter sehr überraschenden Erkenntnisse. Soviel kann ich aus eigener Erfahrung sagen. Also, lasst uns am besten gemeinsam träumen und die Sterne vom Himmel holen. "Träume sind die Energie unseres Lebens. Sie lassen uns nach den Sternen greifen." (Dallas Clayton)

Dienstag, 1. Mai 2018

Was ist der Plan und wo ist der Anfang?


"Wir müssen bereit sein, uns von dem Leben zu lösen, das wir geplant haben, damit wir das Leben finden, das auf uns wartet." So hat es Oscar Wilde gesehen und mir fallen noch so einige mehr ein, von denen dieses Zitat stammen könnte. Menschen, die es vielleicht nicht unbedingt mit diesen Worten ausdrücken würden, aber dieser Sichtweise folgen. Für einige ist es nie anders gewesen, für andere ist es das Resultat von Erlebnissen und Begegnungen. Auch ich hätte dem vermutlich noch vor ein paar Jahren widersprochen, doch inzwischen sehe ich einiges anders. Wir alle sind Teil der Veränderung, die wir uns wünschen und es liegt an uns selbst, zu entscheiden, wie viel wir davon für uns zulassen.

Wie war das noch mit den Abenteuern, die uns vermutlich eher dort begegnen, wo wir uns trauen, von altbekannten Wegen abzuweichen und stattdessen neue Pfade zu erkunden? Wie war das noch mit den spannenden Dingen, die uns wohl jederzeit geschehen können, wenn wir sie einfach zulassen, anstatt immer nur zu hoffen und abzuwarten? Und ist es nicht genau das, was DRIFTWOOD HOLLYs Musik so magisch und reizvoll macht – die Kombination aus unglaublichen Geschichten, emotionalen Traumreisen und (mehr oder weniger) dezenten Denkanstößen?

Und irgendwie hat er ja Recht. Warum alles im Detail planen wollen, wenn das Leben sowieso seine eigenen Wege geht? Weshalb alles absichern wollen, wenn sich im Leben doch nichts wirklich absichern lässt? Leben wir nicht viel intensiver, wenn wir uns auf die Geschehnisse einlassen und darin eintauchen? Sehen wir nicht viel mehr von den feinen Kleinigkeiten am Wegesrand, wenn wir bewusst die Reise genießen, anstatt krampfhaft auf ein bestimmtes Ziel zuzusteuern?

Wie sich die gemeinsame Reise anfühlen und wie viel Energie sie entfalten kann, wird nicht nur bei den Konzerten erlebbar. Virtuelle und analoge Stammestreffen bieten die Möglichkeit zum Austausch in dem immer bunter und zahlreicher werdenden Kreis der Hollyfizierten – sei es über die Töpferei, das Kräutersammeln, das Brotbacken oder... na klar, selbstverständlich die Musik. Und um die soll es hier auch gehen – genauer gesagt, um das neue Album "Casanova". Weil es schon beim Vorgänger "Aura Borealis" so viel Spaß gemacht hat, sollen in loser Folge diverse Beiträge veröffentlicht werden, in denen es um Entstehung und Hintergründe, um Momente und Eindrücke, um Musiker und andere Beteiligte an "Casanova" geht.

Wo die Reise anfängt und wie weit sie führt, kann ich noch nicht genau sagen. Aber eins weiß ich – all das enthält nicht nur jede Menge Material, sondern auch etliche Beispiele für Menschen und Ereignisse, die sich zwar nicht planmäßig gesucht, aber trotzdem zueinander gefunden haben. Wie und warum? Alles eine Frage der Sichtweise... Es gibt viel zu erzählen – ich hoffe, ihr seid genauso gespannt wie ich J