Tja, wo fängt sie an, die zauberhafte CASANOVA-Reise? Eine
schwere Frage, die jeder ganz individuell und ganz anders beantworten mag. Und
gerade deshalb auch eine leichte Frage, denn ich muss einfach nochmal mit
meiner ersten Begegnung starten. Es muss irgendwann Anfang des letzten Jahres
gewesen sein, als mich Driftwood Holly beim Skypen plötzlich fragte, ob ich
seine Rohfassung von "Casanova" hören wolle. "Na klar doch",
hab ich laut geantwortet, nachdem ich kurz die Luft angehalten hatte. Und ganz leise
für mich hab ich gedacht: "Du kannst manchmal echt komische Fragen stellen."
Natürlich war ich total gespannt – ein nagelneuer Song, ein ganz besonderer noch
dazu. Nicht mehr und nicht weniger als der Titelsong für das neue Album sollte
es sein. Und den wollte er einfach so preisgeben – ohne die gewohnte Konzertatmosphäre,
ohne seine Geschichten drumrum und ohne die anderen Hollyfizierten, die
üblicherweise dabei sind, wenn Hollys Musik live erklingt. Mal sehen, wie das wird,
dachte ich mir...
Doch schon bei den ersten Tönen waren all meine Gedanken auf
einen Schlag ausgelöscht. Ich hatte augenblicklich ein Kribbeln im Bauch und bewegte
Bilder im Kopf. Die magische Musik von "Casanova" hat mich spontan an
klassische Spinettklänge erinnert, die mich gefühlsmäßig in eine andere Welt
reisen ließen. Ich sah artig getanzte Szenen in alten Palästen und lebensfrohen
Karneval auf überfüllten Straßen, hatte phantasievolle Kostüme und kunstvolle
Perücken vor Augen, dachte an geheimnisvolle Masken und mysteriöse Begegnungen.
Und obwohl von dem Text beim ersten Hören nicht wirklich viel hängen blieb, sagte
mir mein Gefühl, dass auch in diesem Lied eine ganz besondere Botschaft
verschlüsselt ist. "Casanova" hat mich von Anfang an verzaubert – typisch
Holly eben. Obwohl oder gerade weil dieses Lied für mich so anders war als seine
bisherigen Songs, die ich auch als magisch, aber irgendwie erdiger empfunden
habe.
Während die Musik noch in mir nachwirkte und ich unbewusst
überlegte, ob und wie sich "Casanova" wohl mit den anderen Titeln für
das neue Album arrangieren würde, war Holly schon längst bei den nächsten Ideen
und Träumereien. Also nichts wie hinterher. In den darauffolgenden Monaten hat
sich "Casanova" ganz ungezwungen weiterentwickelt, ist gewachsen,
gereift und flügge geworden. Bei den Konzerten im Sommer war der Song dann erstmals
live zu hören. Und, oh Wunder, wie von selbst hat er sich dabei in Hollys Fabellieder
eingereiht. Wie von selbst haben sich auch die passenden Geschichten zu "Casanova"
gefunden – auf Kirstens und Hollys Hochzeitsreise nach Venedig, in den immer
konkreter werdenden Vorbereitungen für das neue Album. Und auch die Botschaft des
Titels wurde für mich klar: "I'm part of your tribe and I make love to this live..."
Es gibt Menschen, die kommen in unser Leben und lassen unsere
Seele tanzen. Sie berühren uns mit ihrer Sicht der Dinge und wecken unsere
Sinne für die feinen Weisheiten. Sie lassen unsere Welt heller strahlen,
hinterlassen Spuren in unseren Herzen und wir sind niemals wieder wie vorher.
Driftwood Holly ist so einer – das klingt groß, aber genauso habe ich es selbst
erfahren. Meine erste Bekanntschaft mit "Casanova" ist für mich nur eines
dieser typischen Holly-Erlebnisse.
Dabei hat uns der Wirbelwind vom Yukon noch viel mehr zu
singen, zu erzählen und zu sagen. Das gilt Musikern wie Musikfreunden gleichermaßen.
Kein Wunder also, dass Holly sich die Musiker seiner Band – Pavel Osvald, Jäcki
Reznicek, Basti Reznicek und Adrian Dehn – zwar nicht direkt gesucht hat, aber
sie sich doch gefunden haben. Weil es genau so sein sollte. Zusammen haben sie noch
viel mehr zu erleben, zu spielen und zu zaubern. Vermutlich ist das einer der
Gründe, weshalb diese Crew immer noch mehr Musiker anzieht und immer noch mehr
Menschen hollyfiziert.
Was da so alles passieren kann, hat sich unter anderem beim
"Casanova"-Crowdfunding gezeigt. Es war der Griff nach den Sternen,
wie Holly selbst einmal über das Projekt gesagt hat. Doch wenn die Musiker und
ihre Lieder so viele berühren, fassen auch andere Menschen mit zu, um gemeinsam
die Funkelsterne vom Musikhimmel zu holen und auf dem Album leuchten zu lassen.
Wie sehr sich diese Anstrengungen lohnen, wie sehr sich die Musiker und zahlreiche
andere Beteiligte in dieses Projekt hineinknien, ist mir vor allem in den
Momenten vor Ort – bei der Studioarbeit in Venedig, beim Drumherum in der
Band-WG, bei nächtelangen Proben und Sessions, bei vielen Überlegungen und
Gesprächen – klar geworden.
Dass Holly für dieses Projekt einmal mehr ungewohnte Wege geht,
dürfte Eingeweihte eigentlich nicht mehr überraschen. Seien es die Private
Lessons mit den Bandmitgliedern, die fliegenden Konzerte in der
Oberwiesenthaler Schwebebahn, die Kickstarter-Liveübertragungen aus dem Yukon
oder die diversen musikalischen Gäste auf dem Album. Und natürlich hat er noch
nicht alle Überraschungen preisgegeben. Es bleibt also – wie so oft bei Driftwood
Holly – alles sehr spannend und irgendwie aufregend.
Abseits der kommerziellen Musikindustrie eigene Wege zu finden
und zu gehen, ist garantiert nicht einfach. Aber wer hat schon gesagt, dass ein
Musikerleben einfach wäre... Leicht verdauliche und massenkompatible Ware gibt
es hier nicht. Dafür jede Menge gute Energien und Inspiration für das eigene
Leben. Dabei sollte man sich natürlich trauen, über sich selbst und seine
Träume nachzudenken. Sich auf ungewohnte Fragen und andere Sichtweisen einzulassen,
macht das Ganze aber eben auch so einzigartig. Und es lohnt sich auf jeden Fall
– wegen der magischen Musikerlebnisse und wegen der mitunter sehr überraschenden
Erkenntnisse. Soviel kann ich aus eigener Erfahrung sagen. Also, lasst uns am
besten gemeinsam träumen und die Sterne vom Himmel holen. "Träume sind die
Energie unseres Lebens. Sie lassen uns nach den Sternen greifen." (Dallas
Clayton)